Das Problem des Handlungsreisenden
Stellen Sie sich einmal vor, Sie wären Disponent oder Disponentin und müssten festlegen, in welcher Reihenfolge Ihr Fahrer fünf verschiedene Kunden anfährt. Kein großes Problem, oder? Tatsächlich gibt es bereits für dieses simple Planungsproblem 120 verschiedene Lösungen und damit 120 mögliche Touren. Verdreifacht sich die Zahl der Kunden, so steigt die Anzahl möglicher Touren auf unglaubliche 1,3 Billionen. Bei diesem Gedankenspiel handelt es sich um eine simple Form des Travelling Salesman-Problems, auch „Problem des Handlungsreisenden“ genannt.
In dieser reinen mathematischen Form tritt es in der Logistik nur selten auf. Denn meist gibt es zahlreiche weitere Beschränkungen und Faktoren, die die Planung einer Fahrt beeinflussen. Diese Faktoren können sein: fixe Liefertermine, verschiedene Öffnungszeiten, unterschiedliche Fahrzeuge hinsichtlich Kapazität und Ausstattung oder kunden- und warenspezifische Vorgaben. Müssen solche Faktoren bei der Tourenoptimierung berücksichtigt werden, schränkt das zwar die Zahl an möglichen Touren ein, sorgt aber für zusätzliche Komplexität.
Hinzu kommt, dass bei es der Tourenplanung nicht „die eine beste Tour“ gibt, sondern verschiedene Möglichkeiten, z.B. die schnellste, kürzeste oder günstigste Tour. Um die „effizienteste“ Tour zu ermitteln, müssen unterschiedliche Kriterien berücksichtigt werden, beispielsweise Fahrstrecke, Fahr- und Servicezeit, Mautgebühren oder Auslastung der Fahrer*innen und Fahrzeuge.