Alles, was Sie über Tourenplanung wissen müssen
Was ist Tourenplanung? Was unterscheidet Sie von der Routenplanung? Wie geht man dabei vor, und für welche Zwecke empfiehlt sich die Nutzung spezialisierter Software?
Wir haben alle wichtigen Antworten für Sie zusammengestellt.
Was ist Tourenplanung?
Die Theorie des Travelling Salesman-Problems zeigt: Ab einer gewissen Menge an Aufträgen muss eine so große Fülle an Faktoren miteinbezogen werden, dass es praktisch unmöglich ist, eine effiziente Tour manuell zu planen. Hier kommt die Tourenplanungssoftware ins Spiel. Mit Hilfe leistungsstarker Algorithmen und Annäherungsverfahren, so genannten Heuristiken, und unter Berücksichtigung der Restriktionen erstellt sie einen optimierten Tourenplan.
Route oder Tour?
Die Begriffe Route und Tour werden häufig synonym verwendet. Im Bereich der Logistik bezeichnen sie jedoch zwei unterschiedliche Dinge.
Restriktionen und Vorgaben berücksichtigen
Touren können manuell, zum Beispiel unter Zuhilfenahme von Listen oder Karten geplant werden. Bei mehreren Fahrzeugen und Aufträgen ist jedoch der Einsatz einer Software ratsam, da nur sie die zahlreichen Planungsanforderungen berücksichtigen und mittels leistungsfähiger Algorithmen optimierte Touren berechnen kann.
Restriktionen bei der Tourenplanung:
- Individuelle Anforderungen an die Fahrzeugausstattung (z.B. temperaturgeführt, Gefahrgutausstattung, Hebebühne oder Mitnahmestapler)
- Unterschiedliche Lieferzeitfenster und Fixtermine
- Lenk- und Ruhezeiten, Arbeitszeitregelungen
- Unterschiedliche Fahrzeugtypen (z.B. Kleinlaster, Kühlfahrzeug, 7,5-Tonner)
- Maximale Tourdauer
- Verladezeiten am Depot
- Restriktionen am Lieferort (z.B. eine niedrige Einfahrt)
- Berücksichtigung einer bestehenden Rahmentourenplanung
- Zusammenladeverbote und sortimentsreine Zustellungen
- Spezielle Kundenwünsche
- Multiple Depots
- Pick-up & Delivery
Strategische, taktische oder operative Planung
Bei der Planung lassen sich verschiedene Zeithorizonte und Herangehensweisen unterscheiden:
- Strategische Tourenplanung
Sie kommt vor allem dann zum Einsatz, wenn ein Unternehmen über einen festen Kundenstamm mit gleichbleibender Auftragslage verfügt. In diesem Fall lassen sich die Fahrer*innen Gebieten zuordnen und Rahmentouren planen. Einmal erstellt, sind sie für lange Zeit gültig und müssen nur bei Änderungen (zum Beispiel neuen Kund*innen) oder in Feiertagswochen, bei denen z.B. ein Tourtag wegfällt, aktualisiert und optimiert werden.
- Taktische Tourenplanung
Manche Unternehmen erstellen Grobpläne für die darauffolgenden Wochen und Monate. Solche Wochenpläne erleichtern die Personalplanung und ermöglichen es ihnen, ihren Kund*innen frühzeitig ein Lieferfenster zu nennen (zum Beispiel „KW 13“ oder „Mitte August“). Die Feinplanung erfolgt dann wenige Tage im Voraus.
- Operative Tourenplanung
Die operative Planung ergänzt die strategische und taktische Tourenplanung und ist vor allem bei Unternehmen mit schwankender Auftragslage und häufig wechselnden Kund*innen notwendig. Hier werden jeden Tag die Touren für den kommenden Tag geplant, da häufig dann erst alle relevanten Informationen vorliegen. In manchen Fällen ist sogar eine dynamische Tourenplanung nötig, da sich nach Fertigstellung der Planung noch Änderungen ergeben haben und die Tour erneut optimiert werden muss.
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Digitalisierung, Konkurrenzdruck und Fachkräftemangel stellen die Logistikbranche vor große Herausforderungen. Eine Tourenplanungssoftware kann Unternehmen dabei helfen, effizienter zu arbeiten, ihre Planung zu automatisieren, Kosten zu sparen und flexibler zu werden.
In diesem White Paper erfahren Sie:
- Für wen sich eine Softwarelösung lohnt
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- Weshalb automatisierte Tourenplanung die Disposition entlastet
- Worauf man bei der Auswahl eines Softwareanbieters achten sollte (inklusive Checkliste)
Was ist der Unterschied zwischen einem Transportmanagementsystem (TMS) und einer Tourenplanungssoftware?
Spediteure und Logistikdienstleister verwenden ein Transportmanagementsystem (TMS) zur Abbildung und Steuerung ihrer Geschäftsprozesse. Schwerpunkt ist die Verwaltung, Durchführung, Kontrolle und Abrechnung ihrer Aufträge.
Transportmanagementsysteme bilden in der Regel auch die Tourenplanung als einen wichtigen Teilprozess ab. Verbreitet ist hier vor allem die manuelle Planung durch die Disponent*innen. Dabei werden die planerischen Entscheidungen ausschließlich durch den Menschen getroffen und anschließend in der Software als Tourenplan abgebildet.
Ist die Planung komplexer – sollen zum Beispiel alle Touren gleichzeitig und unter Einbeziehung von Restriktionen und Vorgaben erstellt werden – empfiehlt sich die Verwendung einer separaten Softwarelösung. Über Schnittstellen wird sie direkt mit dem TMS verbunden, berechnet die Touren und gibt sie anschließend an das TMS zurück.
Möchte man nur mit einer Softwarelösung arbeiten, besteht zudem die Möglichkeit, Vorschlags-, Karten- und Tourenplanungsfunktionen direkt im TMS zu integrieren.
Einsatzgebiete der Tourenplanung
Von der Schweinebesamung bis zum Gerichtsvollzieher, vom Paketdienst bis zur Supermarkt-Belieferung – die Einsatzmöglichkeiten einer Tourenplanungssoftware sind vielfältig und keineswegs auf die Logistikbranche beschränkt.
Großhandel, Produktion, medizinische Dienstleistungen, Außendienst, Servicetechniker, Lieferdienste, Paketboten, Abfallentsorgung, Ride Sharing Anbieter, Schulbusse – sie alle transportieren Güter oder Personen und können von optimierten, kosteneffizienten Touren profitieren. Die Anwendungsmöglichkeiten reichen von Home Delivery über die Distribution in Nah- und Verteilerverkehr, Last Mile Delivery und den Vor- und Nachlauf im Nahverkehr bis zu Mehrtagestouren.
Positiver Nebeneffekt: Manche Unternehmen verwenden die Software nicht nur zur Tourenerstellung, sondern auch zur Reduzierung und Berechnung des zu erwartenden CO2-Ausstoßes. Diese Emissions-Bilanz leiten sie dann an ihre umweltbewussten Auftraggeber weiter oder nutzen sie als Grundlage für Kompensations- und Ausgleichsmaßnahmen. Sogar Pflegedienste können bei ihrer Arbeit von Tourenplanungssoftware profitieren.